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Wichtige Bilanzkennzahlen – Artikelserie

So langsam geht auch diese Artikelserie wieder ihrem Ende zu. Nachdem wir uns in den letzten Beiträgen mit der Bilanz vertraut gemacht haben, werden wir uns heute einmal ein paar daraus abgeleitete Bilanzkennzahlen anschauen.

Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie Einstieg Bilanzanalyse. In dieser Serie erkläre ich Schritt für Schritt, wie man eine Bilanz liest.

Warum weitere Bilanzkennzahlen?

Es drängt sich natürlich erst einmal die Frage auf, warum man noch weitere Bilanzkennzahlen einführen sollte. Schließlich haben wir ja in der Bilanz an sich schon alle wichtigen Daten aufgeführt und somit alles Wesentliche erfasst.

Nun stehen in der Bilanz jedoch nur absolute Zahlen, mit denen es nicht immer leicht ist zu rechnen. So muss man beispielsweise viele Werte in Relation zu einem anderen aus der Bilanz setzen, um eine wirkliche Aussage treffen zu können. Ein Gewinn von einer Millionen ist für ein Unternehmen mit einem Eigenkapital von 5 Millionen ein nettes Ergebnis, für ein anderes mit einem Eigenkapital von 100 Millionen jedoch ein ziemlich miserables.

Es kommt daher immer auf das Verhältnis dieser zwei Größen an. Das Gleiche gilt auch wieder beim Kaufen einer Aktie. Wenn man ein gutes Unternehmen zu einem stark überteuerten Preis kauft, dann hat man zwar ein gutes Unternehmen gekauft, aber trotzdem ein schlechtes Geschäft gemacht. Auch hier kommt es wieder auf die Relation zu dem Kaufpreis an.

Die beliebtesten Bilanzkennzahlen

Bevor ich mich den Kennzahlen zuwende, soll noch gesagt sein, dass es von diesen Kennzahlen eine große Menge gibt. So kann man fast beliebig zwei Posten der Bilanz in Relation zueinander setzen und man erhält eine mehr oder weniger aussagekräftige abgeleitete Kennzahl.

Ab einem gewissen Punkt wird man aber genug Kennzahlen beisammen haben und aus weiteren Kennzahlen keine neuen Informationen mehr erhalten.

Da es so viele von ihnen gibt, kann ich in einem einzigen Artikel auch bei weitem nicht alle verwendeten Kennzahlen vorstellen und daher werde ich mich hier erst einmal auf die am meisten verwendeten beschränken.

KGV – Kurs-Gewinn-Verhältnis

Anfangen möchte ich mit der wohl häufigsten anzutreffenden Kennzahl, dem KGV. Bei dieser Kennzahl wird der aktuelle Aktienkurs durch den angefallenen Gewinn geteilt.

Interpretieren kann man diese Zahl, als die Dauer in Jahren, bis das Unternehmen bei gleichbleibendem Gewinn den aktuellen Aktienkurs wieder verdient hat. Meistens liegen die KGV-Werte in dem Bereich von 10-20, wobei natürlich auch manchmal höhere bzw. niedrigere anzutreffen sind. In Formelschreibweise sieht dies dann wie folgt aus:

Gewinnrendite

Hierbei handelt es sich gerade um den Kehrwert des KGVs und dies ist in der Praxis meiner Meinung nach die angenehmere Kennzahl. Im Gegensatz zum KGV gibt diese eine echte prozentuale Rendite an, die man viel angenehmer mit anderen Anlageklassen vergleichen kann. Die typischen KGVs von 10-20 entsprechen somit einer Gewinnrendite von 5-10%. Dieser Wert gibt an, welche Rendite mir das Unternehmen bei dem aktuellen Kurs liefert.

Dividendenrendite

Die Dividendenrendite berücksichtigt im Gegensatz zur Gewinnrendite nur den Teil des Gewinns, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird.

EKR – Eigenkapitalrendite

Für langfristige Investoren sehr wichtig ist die Eigenkapitalrendite. Dieses Verhältnis gibt an, mit welchem Zinssatz sich das Eigenkapital des Unternehmens verzinst. Da man als Aktionär an dem Eigenkapital des Unternehmens beteiligt ist, sollte man diese Kennziffer im Auge behalten.

EKQ – Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote ist für die langfristige Entwicklung eines Unternehmens sehr wichtig. Sie gibt an, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals des Unternehmens ist. Hierbei gilt grob, dass höhere Werte besser sind, da das Unternehmen weniger auf Fremdkapital angewiesen ist und somit unabhängiger von externer Finanzierung. Dem Unternehmen kann somit in einer Krise auch nicht so leicht der Geldhahn abgedreht werden. Bei Werten unterhalb von 50% sollte man vorsichtig sein.

KBV – Kurs-Buchwert-Verhältnis

Diese Kennzahl setzt den aktuellen Aktienkurs in Verbindung zu dem Eigenkapital des Unternehmens. Hieraus kann man ersehen, wie teuer das Eigenkapital aktuell ist. Normale Werte liegen hier in dem Bereich von 1-2, könne in Ausnahmen aber natürlich auch höher oder niedriger ausfallen.

KUV – Kurs-Umsatz-Verhältnis

Manchmal hat man den Fall, dass ein Unternehmen überhaupt keinen Gewinn erzielt. Sollte dieses auf einmalige Effekte zurückzuführen sein, so kann man das Kurs-Umsatz-Verhältnis berechnen und dann mit früheren Bewertungen vergleichen. Hieraus erhält man einen Hinweis auf eine eventuelle Bewertung, wenn sich die Gewinne wieder normalisieren. Es berechnet sich durch:

KCV – Kurs-Cashflow-Verhältnis

Als letztes möchte ich eine Bilanzkennzahl vorstellen, die des öfteren als Alternative zum KGV herangezogen. Da der Cashflow, wie wir in dieser Artikelserie schon gesehen haben, nicht so leicht zu manipulieren ist, stellt er eine sehr aussagekräftige Kennzahl dar. In Verbindung zu dem aktuellen Aktienkurs lassen sich somit auch Aussagen über die aktuelle Bewertung treffen.

Fazit

Mit dieser kurzen Einführung sollte man jetzt zumindest einmal die wichtigsten abgeleiteten Bilanzkennzahlen kennengelernt haben. Natürlich ist dies hier nur ein grober Überblick und bei weitem noch nicht vollständig.

Ich werde mich in weiteren Beiträgen dann noch näher mit diesen Kennzahlen beschäftigen und das Ganze noch weiter vertiefen. Vor allem ist noch zu klären, wie man diese Kennzahlen jeweils zu interpretieren hat. Dies ist aber an dieser Stelle nicht Sinn dieser Artikelserie und daher werde ich das auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. In dem letzten Teil dieser Serie möchte ich mich dann noch einmal mit den Grenzen der Bilanzanalyse befassen.