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HSBCs faule Kredite explodieren in den USA

Die britische Großbank HSBC hat ihre bislang deutlichste Warnung abgegeben, dass neue Regulierungen das Institut wahrscheinlich dazu zwingen werden, Großbritannien in der Zukunft zu verlassen. Darüber hinaus erfolgte die Warnung, dass Europa zum Sargnagel für das Wachstum in anderen Weltregionen avanciere, wodurch die globale Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werde.

Bank droht britischer Regierung mit Verlagerung der Zentrale ins Ausland

Im dritten Quartal brach der Gewinn von Europas größtem Bankinstitut um 36% ein, nachdem die Schuldenkrise in der Eurozone die Erträge aus dem Investmentbanking reduzierten und sich die faulen Kredite in den USA um fast $1 Milliarde erhöhten. Der starke Anstieg der faulen Kredite in den USA basiert hauptsächlich auf der Tatsache, dass US-Hausbesitzer ihre Hypothekenkredite nicht mehr bedienen konnten. Die neu beschlossenen Regulierungen in Großbritannien könnten die Bank überdies $2,5 Milliarden pro Jahr kosten, weshalb das Institut bereits am Mittwoch mitteilte, dass dieser Betrag zu hoch sein könnte, um weiter mit dem Hauptsitz in Großbritannien zu verweilen. Pläne, nach denen die Bankzentrale nach Hongkong verlagert werden soll, sind allerdings bis nächstes Jahr erst einmal aufgeschoben worden.

Die Aktie von HSBC sank nach Verkündung der Quartalsergebnisse um mehr als 6%, nachdem Analysten mitteilten, dass die Bank die Gewinnschätzungen im dritten Quartal um rund $3 Milliarden verfehlt habe. Auch das asiatische Wachstum erweise sich als unzureichend, um die entstandene Lücke zu füllen. Das Hauptproblem basiere auf einer Verbesserung der Kosteneffizienz der Gruppe, was in den kommenden Quartalen trotz angekündigter Massenentlassungen nahezu unmöglich sein dürfte, wie sich Marktbeobachter überzeugt zeigten. Stuart Gulliver, CEO bei HSBC, beabsichtigt, die jährlichen Kosten der Bank um $3,5 Milliarden zu reduzieren, den Fokus des Instituts auf Asien zu verlegen und Länder zu verlassen, wo das Größenverhältnis für die Bank einfach nicht mehr stimmt, um den Versuch zu unternehmen, die Profitabilität der Gruppe zu verbessern.

Der Ausblick für die globale Wirtschaft sei laut Gulliver sehr problematisch, da die finanziellen Schwierigkeiten in den Industrieländern anfingen, die Wachstumsraten in der ganzen Welt zu beeinträchtigen. HSBCs Verluste aus faul gewordenen Krediten sind im dritten Quartal auf $3,9 Milliarden angeschwollen, ein satter Anstieg im Vergleich mit $1 Milliarde im Vorquartal, in dem die Abschreibungen in den USA um 64% auf $2,4 Milliarden anstiegen. Ausgelöst worden sei diese enorme Steigerung vor allem durch zahlungsausfällige Kredite im Hypothekensektor. Die Bank sprach zudem von Auswirkungen aus moralischem Fehlverhalten der Kreditnehmer, da momentan selbst ernsthaft zahlungssäumige Kunden von Banken in den USA keiner Zwangsversteigerung unterzogen werden könnten. Auch die Rate der Zahlungssäumigkeit im Sektor der Hypothekenkredite schnellte im September stark in die Höhe.

Man sei bei HSBC der Ansicht, dass es Leute gebe, die sich einfach eine Auszeit im Hinblick auf ihre Hypothekenzahlungen nähmen, weil sie wüssten, dass die Bank momentan nicht zwangsvollstrecken könne, so Gulliver. HSBC avancierte vor Ausbruch der Finanzkrise zu einem der größten Anbieter von so genannten Subprime-Hypotheken für US-Kunden mit einer desaströsen Kredithistorie. Diese Tatsache basierte hauptsächlich auf dem Kauf der Firma Household Finance vor acht Jahren. Die Tochtersparte hat ihre Geschäftsaktivitäten inzwischen eingestellt, um ihr insgesamt $50 Milliarden schweres Kreditbuch abzuwickeln. Die US-Regulierungsbehörden haben seit geraumer Zeit einen Zwangsversteigerungsstopp verhängt, obschon manche Banken in einigen Bundesstaaten ihre Zwangsversteigerungsprozesse wieder aufgenommen haben. HSBC hat an britische Politiker einen Warnschuss abgegeben, die in Betracht gezogen hatten, härtere Regulierungen für den Bankensektor zu verhängen. Die Bank machte deutlich, dass die Kosten sie vielleicht dazu veranlassen könnten, ihr Hauptquartier in der Zukunft außerhalb Großbritanniens anzusiedeln, wo sie die letzten 18 Jahre ihren Sitz hatte.